Es braucht alternative Modelle

Zum Artikel über die Tierversuchsverbots-Initiative im ZT vom 18.03.2019

Es stimmt, dass Tierversuche einen gewissen Nutzen für die Medizin haben. Das ist aus meiner Sicht aber gar nicht der entscheidende Aspekt der Diskussion. Wir sollten dieses Thema nämlich nicht nur aus ökonomischer und medizinischer, sondern auch aus ethischer Perspektive betrachten. Als Arzt stelle ich mir folgende Frage: Wollen wir in der medizinischen Forschung maximalen Erkenntnisgewinn ohne Rücksicht auf Verluste oder wollen wir jenen Erkenntnisgewinn, der unter Berücksichtigung von gewissen ethischen Grundsätzen möglich ist? Es gibt viele Dinge, die für den medizinischen Fortschritt nützlich wären, aber ethisch nicht vertretbar und deshalb verboten sind, z.B. Versuche an Menschen. 

Die 3R-Forschung zeigt, dass es innovative Ansätze für alternative Modelle gibt. Aktuell besteht jedoch praktisch kein Anreiz, in diese alternativen Modelle zu investieren. Die Tatsache, dass die Anzahl der verwendeten Tiere in der Schweiz seit ca. 20 Jahren stabil bleibt, stützt diese These. Versuche mit Schweregrad 2 (z.B. Herbeiführen von zweitgradigen Verbrennungen) und 3 (z.B. Simulation von Ertrinken) nehmen sogar zu und das ist ein schlechtes Zeichen.

Ich befürworte, wenn die Politik in diesem Bereich korrigierend Einfluss nimmt. Das muss nicht zwingend in Form von Verboten sein, sondern kann auch durch Anreize geschehen. Man könnte z.B. Bundesgelder vorwiegend an Forschungsinstitutionen vergeben, die ohne Tierversuche auskommen. Das wäre auch eine Chance für unser Land, in diesem Bereich eine Vorreiterrolle zu übernehmen.

Tobias Hottiger, Dr. med., Einwohnerrat FDP, Zofingen